Der Betreiber des Fitness-Studios war zufrieden: die Kundenstatistik hatte sich wie geplant entwickelt. Mehr als die Hälfte derjenigen, die Anfang des Jahres mit dem Training anfingen, waren mittlerweile wieder zu ihren alten Gewohnheiten zurückgekehrt. Doch er hatte die Jahresgebühr von 430 Euro sicher auf dem Konto. Er dachte vergnügt: „Jedes Jahr das Gleiche – lernen die Menschen es nie?“
4,7 Milliarden Euro Umsatz hat die Fitnessbranche im letzten Jahr gemacht. Ihr Geschäftsmodell basiert auch auf dem Sprichwort „Der gute Vorsatz ist ein Gaul, der oft gesattelt, aber selten geritten wird.“ So werden Anfang des Jahres die persönlichen Ziele „Abnehmen“, „Mehr Sport“ oder „Weniger Drogen“ millionenfach festgelegt. Alleine jede vierte Frau und jeder fünfte Mann will eine Diät machen.
Wunderbare Formulierungen gibt es da: es wird davon geredet, dass jetzt „Schluss ist“ mit Torte, Steak oder Bier. „Man“ wird jetzt dreimal in der Woche laufen. Denn schließlich „muss“ jetzt alles anders werden. Besonders im Januar, dem dunkelsten Monat des Jahres, haben diese zwingenden, strafenden und demotivierenden Formulierungen ihre Hochkonjunktur. Sie kommen noch mal in kleinen Wellen wieder in der Fastenzeit und vor den Sommerferien, Stichwort: „Bikini-Diät“ und „Sixpack für den Strand“.
Wie soll mit dieser Selbstkasteiung das Wunschziel je erreicht werden können? Statt sich am Nasenring der scheinbar guten Vorsätze durch die Manage der Folterinstrumente (alkoholfreies Bier, Gewichte stemmen, schweißnasse Socken) führen zu lassen, würde es helfen, einen realistischen Wunsch an sich selbst zu formulieren, gefolgt von einem „weil …“ und einem „dafür verzichte ich gerne …“ Zum Beispiel:
„Ich möchte gerne gesünder leben und abnehmen, weil ich mich in meinem Körper wieder wohl und leicht fühlen will. Dafür verzichte ich gerne auf das zweite Glas Rotwein am Abend.“
Der Klang der selbst gesagten Worte löst im Inneren je nachdem Widerstand und Ablehnung oder Unterstützung und Motivation aus. Jeder hat es also selbst in der Hand, etwas zu ändern. Bevor es heißt:
Liebes neues Jahr, ich möchte mit Dir noch mal gaaaanz von vorne anfangen.
Spruchpostkarte des Inkognito Verlags, Berlin
Eine Antwort zu “Schlechte Voraussetzungen für gute Vorsätze”
Hallo,
möchte den Vorschlag noch ergänzen: wichtig ist, konkret zu werden und sich ein Bild von der Zukunft malen. Z.B. …. ich möchte 1 Kilo in 6 Wochen abnehmen, damit ich in das rote Kleid in Größe 40 passe, das ich letzte Woche bei Zalando gesehen habe.
Ein Ziel sollte realistisch,eindeutig formuiert und messbar sein. So kann ich es überprüfen und mich an dem konkreten Erfolg erfreuen.
Viel Spaß.
Monika Koch