Bullshit-Bingo mit den nervigen Kollegen


Mit siegesgewissem Lächeln triumpfmarschierte sie durch’s Büro. Sie hatte mal wieder Recht gehabt und das wollte sie jetzt jedem Ungläubigen auf’s Brot schmieren. Das nervte alle und alle regten sich über ihr Gehabe auf. Bis auf einen. Der lächelte und freute sich insgeheim über ihre Show. Warum blieb er so gelassen?

Es gibt gerade auf der Arbeit viel Gelegenheit, die Eigenarten anderer Menschen zu studieren. Oft genug müssen sie ertragen werden, oft genug sorgen sie für Leid und Ärger. Schließlich hängen alle über Stunden aufeinander, müssen miteinander arbeiten obwohl die Sympathie füreinander doch arg begrenzt ist und so kommt es immer wieder zu Theaterszenen, bei denen eine Person die Rolle A und die anderen die Rolle B übernehmen. In Endlosschleife.

Da gibt es die Nörgler. Sie haben immer etwas zu meckern, das Glas ist nie halb voll, sondern immer halb leer, auch wenn es schon überläuft. „Das ist doch alles Käse!“ und „Man müsste endlich mal …“ sind ihr Standardphrasen. Wer immer dieser ominöse „man“ auch ist, bleibt ungeklärt.

Es gibt die angeekelten Besserwisser. In ihrer Welt müssen sie sich ständig mit Leuten abgeben, die unter ihrem Niveau sind. Gott, was sind die anderen dumm! Sie können immer sagen, wie eine Sache ausgehen wird. Und haben sie tatsächlich einmal Recht, reiben sie das allen anderen ungefragt unter die Nase.

Auch die hyperaktiven cholerischen Kollegen können eine Plage sein. Keiner schafft so viel wie sie weg, so fehlerlos, so genial. Das richtige Arbeiten muss den armen Dummchen nur richtig eingebläut werden, gerne so, dass es das halbe Büro mitbekommt.

Bullshit-Bingo mit nervigen KollegenAuf jede dieser Rollen gibt es Standardreaktionen, die sich voraussagbar zu einem festen Tanz wie bei den Kranichen entwickeln. Gelöst wird dadurch nichts, sie befeuern lediglich den Konflikt. Doch wie wäre es stattdessen mit einem inneren Bullshit-Bingo?

„Ich habe es doch gleich gewusst!“ – Bingo!

„Gott, was für eine dämliche Frage!“ – Bingo!

„Können Sie noch nicht mal kopieren??“ – Bingo!

Am Ende des Tages kann der Bingo-Zettel vollständig angekreuzt sein und ich freue mich, dass ich nicht auf das endlose Spiel von Provokation und Reaktion eingestiegen bin. Ich habe das einfach an mir abtropfen lassen. Wenn es jetzt auch noch einen Euro je Kreuz aus dem Lohnbüro geben würde – ich wäre ein reicher Mann.

Zank nicht mit einem Schwätzer /
und leg nicht noch Holz auf das Feuer!

Das Buch Jesus Sirach, Kapitel 8, Vers 3


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