Diese Auszeichnung war sein ganzer Stolz. In einem silbernen Rahmen (5,99 Euro bei Real) steckte die Urkunde „Verkäufer des Monats April“ (ausgedruckt auf gewöhnlichem Büropapier). Einmal in seinem Leben wollte er diesen Ehrentitel erhalten und nun galt sein Name endlich etwas. Doch tat er das?
Sind Ihnen schon einmal die Denkmäler auf Dorfplätzen aufgefallen? Da steht eine Büste des „höchst ehrenwerten …“ oder es wird in „in ehrendem Gedenken an …“ – ja, wen eigentlich – erinnert? Die meisten dieser Menschen sind völlig unbekannt. Selbst der Brockhaus kann von ihnen, wenn überhaupt, nur zwei Zeilen berichten. Und trotzdem war es jemandem Wert, ein Denkmal für sie zu errichten. Im Zweifel waren es die Geehrten selbst.
Die modernen Denkmäler sind Urkunden und Auszeichnungen. Für nicht wenige ist das Ziel, einmal in ihrem Leben „Verkäufer des Jahres“ zu sein, ausgezeichnet auf dem Jahrestreffen aller Vertriebler. Eine Nummer kleiner wäre es dann die Ehrenurkunde oder –nadel, die im kleinen Kreise überreicht wird.
In eine ganz eigene Kategorie jedoch fallen die Menschen, die keine Titel brauchen, sondern das Geraune auf dem Flur, wenn sie an einer Gruppe von Kollegen vorbeigehen. „Ihr Umsatzindex liegt seit Jahren bei 120%“ oder „Er hat den russischen Markt geknackt“ sind die Worte, die ihnen direkt in ihr Energiezentrum schießen. Für den Ruf, der ihnen vorauseilt, haben sie sich krumm gemacht, Stunden geschrubbt, Konkurrenten aus dem Weg geräumt, Freunde verloren und die Familie zerstört.
Nicht jeder im Kollegenkreis teilt diese Werte und viele haben sich eine schlaue Taktik zurecht gelegt, damit umzugehen. Denn erstens werden in zwei Jahren diese Menschen vergessen sein. Und zweitens lässt sich so ein unter Volldampf fahrender Zug nicht aufhalten. Da geht man besser einfach einen Schritt zur Seite und sagt sich in Gedanken die Lebensweisheit einer Chefsekretärin auf:
„Die Friedhöfe sind voll von denen,
die sich für unersetzlich hielten.“
Uschi Stilger, Geschäftsführungsassistentin