Urlaub reloaded – dank der Post!


Der Alltag hatte sie vollends wieder eingeholt. Die Zeitschiene für die Projekte wurde zusehends enger, die privaten Verpflichtungen größer und der Urlaub war nur noch eine ferne, blasse Erinnerung. Da kam die Postkarte an: nach zwei Monaten und schon saß sie in Gedanken wieder an der Strandbar. Ein Hoch auf die langsame Post!

Auf einmal ist sie wieder im UrlaubBeim Thema Urlaub haben sich scheinbar zwei grundsätzliche Positionen gebildet: auf der einen Seite diejenigen, die für einen langen Urlaub (nicht unter drei Wochen, gerne mehr) plädieren, weil man doch erst nach einigen Tagen wirklich loslassen und abschalten kann. Die zweite Fraktion plädiert für viele kleine Auszeiten aus dem Alltag, verlängerte Wochenenden oder auch nur einen besonderen Tagesausflug. Diese viele Unterbrechungen seien Höhepunkte, auf die man sich doch immer wieder neu, das ganze Jahr über, freuen könnte.

Der niederländische Psychologe Jeroen Narwijn ↗ fand heraus, dass die intensivste Erholung bereits nach einer Woche Urlaub erreicht wird. Und sein österreichischer Kollege Gerhard Blasche ↗, dass der Erholungseffekt nach zwei bis drei Wochen im Alltag vollkommen aufgebraucht ist – egal, wie lang der Urlaub war.

Weitere Untersuchungen zeigen, dass im Rückblick Urlaubserlebnisse positiver gesehen werden und den Wunsch nach einer Wiederholung ↗ auslösen. Erinnerungen werden zum Beispiel durch Bilder, Mitbringsel oder Postkarten aktiviert. Und hier kann man sich die langsame Post vieler Urlaubsländer zu Nutze machen.

Schicken Sie sich doch das nächste Mal selbst eine Karte. Am letzten Urlaubstag am Flughafen oder beim Hotel eingeworfen kann es mitunter einen Monat dauern, bis sie bei Ihnen ankommt (ich hörte von einer Karte, die aus Äthiopien 15 Monate unterwegs war). Und wenn Sie die dann in der Hand halten – dann gehen Sie noch einmal im Innern auf Urlaubsreise.

Die Größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.

Kurt Tucholsky (1890 – 1935, Schriftsteller)


2 Antworten zu “Urlaub reloaded – dank der Post!”

  1. Lieber Kai,
    wir kennen uns von einem Seminar und ich habe Deinen Newsletter abonniert. Wollte nur mal kurz Danke sagen: Die Kolumne bringt mich zum Innehalten im Alltag. Besonders gefallen hat mir, dass man nicht vom Boden essen können muss, sondern auch von Tellern essen kann: Ich habe darauf hin für den Feiertag gleich mal 13 Leute eingeladen! Viele Grüße, Claudia *Das Mädchen im Blätterhaufen*

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