Was tun, wenn Business- Smalltalk droht?


Das Schild lud zum Grillnachmittag ein. Bei Steaks, Wein und Bier könne man ganz ungezwungen mit den Kollegen aus den anderen Abteilungen in Kontakt kommen. Ungezwungen? Da lachte mein innerer Eigenbrötler höhnisch auf. Für ihn sind solche Veranstaltungen der reine Zwang und er hielt mich deshalb vor dem Computer fest, um noch diesen einen Projektreport zu erstellen. Doch auf Dauer konnte ich mich diesen Veranstaltungen nicht entziehen. Was also tun?

Wenn der Chef zum Geburtstagsfrühstück einlädt, beim Kick-Off für das neue Projekt oder auf der Weihnachtsfeier muss ich in pseudo-privater Atmosphäre mit Menschen wertvolle Arbeitszeit verbringen, mit denen mich oft nur die Arbeit verbindet. Ohne die hätten wir nichts miteinander zu tun, was sich daran zeigt, dass das viel beschworene „Wir bleiben in Kontakt!“ bei einem Stellenwechsel regelmäßig im Sand verläuft.

 Socialising ist GeschmackssacheEigenbrötlerisch zu sein ist nicht mein grundlegendster Charakterzug, doch bei solchen geschäftlich-privaten Anlässen übernimmt „Der Mann in den Bergen“ in mir das Ruder. Statt „Socialising“ zu betreiben will er in seine Hütte in den Rocky Mountains. Dort, tief im Wald, gilt es schließlich auch noch dringend den Holzvorrat für den Winter zu hacken.

Kleiner Exkurs: Ein Unternehmen in Boston hat die sozialen Netzwerke von Unternehmen untersucht: wer spricht wann mit wem in welcher Stimmung und so eine Art Röntgenbild menschlicher Interaktionen erstellt. Es hat auch gemessen, welche Produktivitätsveränderung es dadurch gibt. Das Ergebnis: Mehr „Quatschen“ ist wichtiger als mehr Arbeit um die Effizienz zu steigern.

Um weiterhin gesellschaftlich kompatibel zu sein habe ich daher eine Stellenanzeige aufgegeben: „Suche Partygänger, der sich gerne ins Getümmel stürzt, Spaß an leichten Gesprächen hat und der ab und zu ehrliche aber harmlose Komplimente verteilen kann. Festanstellung. Einsatz auf Abruf. Sollte geübt sein, partyfeindliche Widerstände zu überwinden.“

Ja, so einen Partygänger habe ich in mir gefunden. Und der geht gerne zu einem Get-Together, zu Betriebsfesten oder Kick-Offs und nimmt mich einfach mit. Leider kann ich ihn ab und zu nicht erreichen. Ich vermute, „Der Mann in den Bergen“ hat ihm dann von tollen Erlebnissen auf einer fernen Hütte vorgeschwärmt. Und neugierig, wie der Partygänger von Natur aus ist, hat er sich auf den Weg in die Rockys gemacht. Der Bergmann freut sich über diesen Coup und so sitze ich mit ihm am Rechner, während die Gesprächsfetzen des Abteilungskaffees wie ein murmelnder Bach in unseren Ohren klingt.

„Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.“
Alexandre Dumas (1802-1870), Französischer Schriftsteller


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