Vom Reden und Zuhören in Paarbeziehungen


Das Paar war schon lange zusammen, doch sie fühlten sich mehr als Haushaltskollegen denn als Liebende. Es gab so wenig Begegnung und Austausch miteinander. Sie sagten sich „Man müsste mal wieder so richtig miteinander reden!“ Doch – wie geht das eigentlich?

Reden und Zuhören im WechselspielMenschen in langen Beziehungen scheinen alles voneinander zu kennen. Der Anfang war eine stürmische Entdeckungsreise gewesen: körperlich, seelisch, geistig. Nach drei, vier Jahren läuft alles wie geschmiert und die Urlaube sind kleine Höhepunkte in der Alltagsroutine. Gerade dann passiert es: Beim Abendessen auf der Hotelterrasse, die Sonne geht gerade am Horizont unter, bricht das große Schweigen aus. Sie haben sich nichts mehr zu sagen. Ein peinlicher Moment, in dem Langeweile und Desinteresse offenbar werden.

Das ist sehr bedauerlich, denn beide Partner entwickeln sich beständig in ihrer Persönlichkeit weiter, fassen neue Gedanken, entdecken Wünsche und schmieden Ideen. Nur teilen sie das einander nicht mehr mit. Denn beim Miteinander-reden gibt es zwei gänzlich unterschiedliche Herausforderungen, die sich als Hemmschuh erweisen: von sich selbst zu erzählen bzw. dem anderen zuzuhören.

Der Psychoanalytiker und Professor für Seelische Gesundheit Michael Lukas Moeller nannte es „Zwiegespräch“ ↗, wenn sich zwei Menschen einander beispielsweise fünf Minuten öffnen und zuhören. Fünf Minuten lang von sich selbst, seinen Gedanken, Gefühlen und Wünschen zu erzählen, setzt manche Menschen so unter Druck, dass sie am liebsten vor dem Gespräch flüchten würden. Für andere Menschen ist das Zuhören schwierig. Fünf Minuten lang aushalten, was erzählt wird, ohne zu widersprechen, zu kommentieren oder Ratschläge zu geben.

Wenn ich nach dem Zuhören erst mit meinen eigenen Worten wiederhole, was ich gehört und verstanden habe, kann ich überprüfen, was wirklich bei mir angekommen ist und ob es das ist, was mein Gegenüber sagen wollte. Dieses „Aktive Zuhören“ verlangsamt das Gespräch, doch die Mühe lohnt sich: mein Gegenüber bekommt mit, dass ich wirklich aufmerksam für ihre/seine Innenwelt bin. (Eine kurze prägnante Demonstration aktiven Zuhörens gibt es diesem Youtube-Video ↗)

Ein Versuch ist es wert, damit aus Kollegen im Haushalt wieder ein echtes Paar im gemeinsamen Zuhause werden kann.

Wenn du dich schon alleine langweilst – was glaubst du, wie ich mich mit dir fühle?

Tischgespräch in der „Barcetta zum Storchen“

 


Schreibe einen Kommentar