Gelangweiltes Geld


Vor wenigen Wochen saßen wir mit einem befreundeten Ehepaar in einem Straßencafé einer reichen gediegenen Kleinstadt. An uns flanierten die Menschen vorbei, da sagte unsere Freundin: „Schaut mal, lauter gelangweiltes Geld!“ Als ich kurz darauf in einem Museum eine Karte mit dem Spruch „Geiz und Glück werden sich niemals kennen lernen“ fand, erinnerte ich mich an den Ausspruch vom gelangweilten Geld. Ich fing an, über die Verbindung zwischen Geiz, Glück, Geld und Großzügigkeit nachzudenken und stieß dabei auf ein Gefängnis.

Bis zur Bemerkung unserer Freundin wusste ich gar nicht, dass sich Geld langweilen kann. Zwar habe ich ausreichend Geld für mein Leben, aber nicht genug, um es „für mich arbeiten“ zu lassen, so wie mir das Banken in ihren Schaufenstern anbieten. Das liegt vermutlich daran, dass ich Geld nicht festhalte sondern unter die Leute bringe. Ein schöner Abend mit Freunden, der Kaffee am See, dieses wunderbare Kleinod Handwerkskunst erfreuen meine Seele lange über den Akt des Kaufens hinaus. Vom Schenken ganz zu schweigen.

Ich lasse Geld los und gebe ihm die Freiheit auch zu anderen Menschen zu wandern (die schließlich auch von etwas leben müssen) und ernte dadurch Großzügigkeit. Wer Großzügigkeit säht wird Großzügigkeit ernten und genauso verhält es sich mit dem Geiz, zumindest in meiner Welt.

Geiz hält die Seele gefangenGeiz ist, so finde ich, ein Gefängnis, in dem die Seele gemeinsam mit dem Geld in einen Tresor eingesperrt wird. Geiz hält das Geld fest zum Selbstzweck, nicht für ein Ziel. Denn wer ein Ziel erreichen will, muss den jetzigen Standort verlassen. Glück, so sagen es die großen Religionen, kommt durch das Loslassen. Vielleicht hat „gelangweiltes Geld“ nur Angst vor Veränderungen und Freiheit?

Ein Schritt zu mehr Mut, zu Freiheit und Veränderungen könnte sein, ein neues Bild im Herzen zu bewegen: Geiz ist die negative Übertreibung der Sparsamkeit und wer großzügig ist, ist noch lange nicht verschwenderisch. Oder um es mit dem Postkartenspruch zu sagen: „Geiz und Glück werden sich niemals kennen lernen“. Er stammt übrigens von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten.


Eine Antwort zu “Gelangweiltes Geld”

  1. Hallo, Kai,
    ein sehr schöner Artikel. Der Spruch „Gelangweiltes Geld“ ist großartig, den werde ich so schnell nicht mehr vergessen.

    Ich bin überzeugt es stimmt: Geiz und Glück werden sich niemals kennenlernen. Wer sich selbst die Freude versagt, andere zu beschenken, beschenkt auch sich selbst nicht und nimmt sich die Chance auf ein glückliches Leben.
    Viele Grüße
    Nadja

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