Mit einem zynischen „Hasta la vista, Baby“ befördert der Held den Bösewicht ins Jenseits – sehr zum Vergnügen ihres Ehemannes, der mit dem Sohn gerne „solche primitiven“ Action-Streifen anschaut, wie sie es ihrer Mutter klagend erzählt. Diese antwortet dann immer: „Männer sind halt so!“ Dabei ist ihr Mann sonst ein fürsorglicher Vater und zärtlicher Gefährte. Wie passt das zusammen?
Es scheint zwei Klischees über Männer zu geben. Zum einen gibt es die, die sich vor lauter eingebildeter Manneskraft nur breitbeinig, eine ganze Bank belegend, in die U-Bahn setzen können. Auf der anderen Seite scheint es welche zu geben, die keinen „Arsch in der Hose“ haben und sich von Ehefrau, Mutter und Tante herumkommandieren lassen. Im Kino werden diese Typen vom gnadenlosen Rambo und vergeistigten Neurotikern in Woddy Allen-Manier verkörpert. Doch zwischen einem Despoten und einem Sklaven gibt es noch mehr Männerschicksale und wenn „Frauenversteher“ nicht als Schmähung verwendet wird, haben diese männliche und weibliche Anteile in sich gut vereinigt.
Am besten lassen sich solche Männer beschreiben, wenn man einen südamerikanischen Tango-Tänzer zum Vorbild nimmt. Tango ist eine fein austarierte Choreographie zwischen Männern und Frauen, Begehren und Begehrt-werden, zwischen Fordern und Gewähren. Manche Figur ist für mitteleuropäisch emanzipierte Menschen eine Zumutung: beispielsweise wenn der Mann sein Knie zwischen die gespreizten Beine der Frau schiebt. Dabei gibt es genau den Punkt, an dem die Figur das Maximum an Nähe und Erotik ausdrückt, ohne aufdringlich oder vulgär zu wirken. Gute Tangotänzer wissen um dieses Gleichgewicht und werden auch als Macho bezeichnet – nicht zu verwechseln mit dem deutschen Macho.
Ein Macho in Südamerika ist ganz klar ein Mann mit Attributen wie Dynamik, Angriffslust und Härte. Gleichzeitig hat er abwartende, anschmiegsame und ekstatische Anteile in sich, die typisch weibliche Attribute sind. Fehlen diese, spricht man in Südamerika von Machismo. In Deutschland ist genau das die Beschreibung für einen Macho. Es gibt also eine Werteverschiebung zwischen einem südamerikanischen und einem deutschen Macho. Der deutsche hat sein weiches Ich in einem eisernen Gefängnis eingesperrt. Interessanterweise werden solche Männer oft befangen in der Gegenwart einer starken Frau. Wenn sie nicht schüchtern den Rückzug antreten, überspielen sie das gerne mit besonders männlich-klischeehaftem Gehabe.
Ich widerspreche, wenn Evelyn Hamann in einem Loriot-Sketch sagt: „Gott, was sind Männer primitiv!“ Nein, sind sie nicht, manche benötigen mehr eben mehr „Rambo-Qualitäten“, andere hingegen mehr von Woody Allen. Ich frage mich, ob Tangokurse nicht dazu beitragen könnten, dass Männer echte Kerle werden: Männer, die Frauen um derentwillen und nicht um sich selbst Willen begehren. Davon haben beide etwas: die Männer und die Frauen.
„Männer, bei denen die Lust von Herzen kommt, sind mir suspekt. Ich denke doch, die sollte etwas tiefer sitzen.“
Shirley MacLaine, US-amerikanische Schauspielerin
2 Antworten zu “Männer sind halt so. Oder?”
Sehr schönen Kolumne.
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Herzliche Grüße aus Berlin
Manuela Raasch
Hallo Frau Raasch,
vielen Dank, ich habe Sie in den Verteiler mit aufgenommen.
Herzliche Grüße aus Frankfurt,
Kai Hartmann