Same procedure as last Christmas?


Süßer die Glocken nie klingen, „Last Christmas“ im Radio, Haselnuss und Mandelkern, das haben nicht alle Menschen gern. Unweigerlich bekommen jetzt manche Menschen leuchtende Augen, andere den Blues im Angesicht von Weihnachten. Können wir Weihnachten überhaupt entkommen?

Es gibt in christlich geprägten Ländern kaum ein emotionaleres Fest als das Christfest. Das Kirchenjahr beginnt mit der Adventszeit, im dunkelsten Teil des dunkelsten Monats leuchten Kerzen und verkünden Hoffnung auf neues Leben. Sei es an „Lucia“ (13. Dezember) in Skandinavien, Heilig Abend (24.12.) in Deutschland, Weihnachten (25.12.) in England und Südeuropa oder „Heilige Drei Könige“ (6.1.) in orthodox geprägten Ländern: Weihnachten ist ein Fest des Miteinanders und der Zukunft.

Alle Menschen haben eine Tradition zu Weihnachten, ob sie das wollen oder nicht. Die erste Version ihrer Tradition haben sie als Kind in ihrer Ursprungs-Familie erlebt, die zweite haben sie sich selbst mit ihren Liebsten gestaltet und die letzte wird im Altersheim vorgegeben. Von A wie Adventskranz über D wie „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, K wie Kirchgang, S wie „Stille Nacht, heilige Nacht“ bis Z wie Zimt gibt es unzählige Bestandteile, die sorgsam gehütet und arrangiert werden.

Selbst Misanthropen, die Menschen gegenüber feindlich eingestellt sind, haben eine Weihnachtstradition: nämlich eine bewusste Anti-Haltung, damit aber eben auch ihre Rituale. In all ihrer Ablehnung haben sie sich festlich eingerichtet. Sie kennen die „24 (!) Gründe, Weihnachten zu hassen“ in- und auswendig. So schimpfen sie jedes Jahr aufs Neue über die immer gleichen Buden, die die Weihnachtsmärkte in Dresden, Salzburg oder Luzern einander gleichen lassen wie ein industriell hergestellter Zimtstern dem anderen. Denen übertrieben übel wird vom Bratfett der Kartoffelpuffer, „Winterapfel“-Duftkerzen und billigem Glühwein-Fusel. Für die „Jingle Bells“ klingen wie „Hells Bells“. Weihnachten sei Folter und deswegen würden sie auch dieses Jahr wieder alleine bleiben, oder in der Eckkneipe ihr Bier trinken gehen, so wie jedes Jahr.

Flucht vor Weihnachten ist unmöglich

Denn an Weihnachten, da sagt man die Wahrheit und verbringt die Zeit mit den Menschen, die man liebt. So lautet ein Grundmotiv im Film „Tatsächlich Liebe“, der seit fast zwanzig Jahren zu den Weihnachtsfilm-Klassikern gehört. Und wer nur sich selbst liebt, verbringt Weihnachten folgerichtig alleine. Letztendlich kann sich keiner Weihnachten entziehen, wie dieser Dialog zwischen Billy Mack, dem Rockstar und Joe, seinem Manager, aus dem Film „Tatsächlich Liebe“ zeigt:

Joe: Ich dachte, Du bist bei Elton John?

Billy Mack: Ja, das war ich auch, eine Minute oder so. Dann hatte ich eine Erleuchtung.

J: Im Ernst?

B: Ja.

J: Und, ähm, was war das für eine Erleuchtung?

B: Naja, es ging dabei um Weihnachten.

J: Du hast gemerkt, dass es einen überall hin verfolgt?

B: Nein, aber mir ist klargeworden, dass man Weihnachten doch eigentlich mit den Menschen verbringt, die man liebt.

J: Das stimmt.

B: Naja und offensichtlich hat das unerbittliche Schicksal und irgendwelche grausamen Zufälle es so gewollt, dass ich heute hier stehe, mit Mitte fünfzig, und ohne es zu merken habe ich die meiste Zeit meines erwachsenen Lebens mit einem übergewichtigen Angestellten verbracht. Und so sehr es mich auch betrübt, muss ich doch zugeben, dass ich mich zu einem Menschen in besonderer Weise hingezogen fühle, und das bist, hm, Du.

J: Na, das ist ja ’ne Überraschung!

B: Äh … ja.

J: Zwei Minuten bei Elton John und Du bist schwul wie zehn Frisöre?

B: Nein, jetzt hör mal, es ist mir todernst. Hätte ich Eltons Fest sonst verlassen, wo mich ein Haufen halbnackter Frauen mit hängenden Zungen und offenem Mund erwartet haben, nur um mit Dir zusammen zu sein? An Heiligabend?

J: Naja, Bill …

B: Es ist eine unerbittliche Laune des Schicksals, aber leider ist mir klargeworden, dass Du die Liebe meines Lebens bist.

J: –

B: Und um ehrlich zu sein: ich habe zwar immer nur gemeckert, aber wir hatten doch eine wunderschöne Zeit.


2 Antworten zu “Same procedure as last Christmas?”

    • Hugh Grant hatte einen großartigen Hüftschwung, als er durch No. 10, Downing Street, tanzt. Der Film gehört zur Weihnachtstradition meiner Frau und mir. Wir freuen uns jedesmal auf bestimmte Szenen und entdecken jedes Jahr neue Kleinigkeiten.

Schreibe einen Kommentar