Warum sollte ich Deinen Schuh anziehen?


Das Leben stellt mir immer wieder „Schuhe“ hin, die mir nicht passen – und die ich dennoch anziehe. Ich stolpere mit ihnen durch die Gegend oder reibe mir abends meine wunden Füße. Warum nur ziehe ich sie überhaupt an?

Jede E-Mail ist für mich wie ein Aufforderung: „Öffne mich!“ „Nimm mich wichtig!“ „Bearbeite mich!“ Ich reagiere sehr feinfühlig auf solche Signale, weil mein „Apellohr“ sensibel ist [mehr dazu]. Sätze wie „Wir sollten Frau X und Herrn Y die Schwierigkeiten des Projektes noch einmal darlegen.“ oder „So eine Ungerechtigkeit! Da müsste man doch mal was gegen tun!“ setzen meine Hilfsbereitschaft in Gang.

Wie oft bin ich losmarschiert, habe Frau X und Herrn Y das Projekt und seine Schwierigkeiten beschrieben oder habe gegen die offensichtliche, aber nicht sanktionierte Ungerechtigkeit protestiert. Das hat mich unzählige Male in Teufels Küche gebracht. Dabei waren dies gar keine Aufforderungen, die direkt an mich gerichtet waren. Manchmal ging das E-Mail an einen großen Verteiler, ein anderes Mal stand ich nur „zur Kenntnisnahme“  im ausgedehnten cc:-Feld.

Ich ziehe nur noch Schuhe an, die mir passenIch musste etwas tun. Mittlerweile stelle ich mir vor, ich würde in einem Schuhladen sein, wo nur noch die Ladenhüter rumstehen, die keiner will. Ein einfacher Satz hilft mir: „Wenn Dir der Schuh passt – zieh ihn Dir an!“ Spüre ich in mir eine Aufforderung zum Handeln, sehe also ein paar Schuhe vor mir, die jemand loswerden will, frage ich mich: „Passt mir dieser Schuh? Ist er mir zu klein? Ist er mir zu groß? Ist es überhaupt der richtige Schuh für den Weg, den ich gehen will?“

Und siehe da: die Schuhprobe fiel überraschend oft negativ aus und ich antwortete: „Nein danke, dieser Schuh passt mir nicht!“. Mir geht es sehr gut damit und diejenigen, die ihre Schuhe loswerden wollen, haben einen nützlichen Idioten weniger, der ihnen ihre Arbeit abnimmt.

Vorschau

Mit Erstaunen (und Amüsement) beobachtete ich in der letzten Zeit meinen Inneren Zauderer, der mich davon abhielt, notwendige Aufgaben anzupacken. Angefangen hatte alles, als ich mich ertappte, wie ich mit Ausreden meine Untätigkeit kaschierte. Ein Lustprogramm für Aufgaben musste her. Mehr dazu ab 20. Mai, hier auf meinem Blog.


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