Flughafen Frankfurt, Terminal 1. Kurz vor der Sicherheitskontrolle noch schnell auf die Toilette. Ein fröhliches „Hallo! Guten Tag!“ reißt mich aus meinem Trott. Ich drehe mich um: Die Putzfrau lächelt mich an – die meint das wirklich ernst! Beim Rausgehen wünscht sie mir noch „Guten Flug!“ und ich bin so verdutzt, dass da jemand Spaß auf der Arbeit hat, dass ich sprachlos bin. Wer hat das heute noch: Spaß auf der Arbeit? Ein paar von diesen Menschen möchte ich Ihnen vorstellen.
Das Erschreckende an der obigen Begegnung ist ihre Seltenheit. Hören Sie nicht auch ständig, es sei viel zu viel Arbeit, zu wenige Leute, wie unvorhersehbar die Ereignisse seien und das alles eher schlimmer als besser werden wird? Diese Gespräche, gerne in der Kaffeeküche, ziehen mich in einer Negativspirale nach unten. Doch es gibt da einen Fahrradmechaniker im Frankfurter Ostend, der mich letztens mit einem öligen Händedruck begrüßte und strahlte, als sei die Sonne in seinem Gesicht aufgegangen. Stolz und glücklich übergab er mir mein Fahrrad, frisch gefettet, justiert und bereit, die „nächste Mittelmeerumrundung“ anzugehen. Dieser Mann arbeitet im Souterrain und bei seinen Preisen kann er nicht reich werden. Aber glücklich, das scheint er zu sein.
Es gibt auch eine Architektin, die ihren Job an den Nagel gehängt hat und heute in Frankfurt ein Atelier für köstliche Tartes↗ ihr Eigen nennt. Süße Tartes, herzhafte Tartes, nach französischen Rezepten, denn ihre Mutter kommt aus Frankreich. Davon kann man nicht leben? Nun, es kommt auf die eigenen Ansprüche an. Sie beliefert mit ihrem Bäckerfahrrad Cafés, macht Catering für Veranstaltungen und bietet einen festen Mittagstisch an.
Und dann gibt es noch, versteckt zwischen einem Gewürzhaus und einer Shishabar in der City eine Buchhandlung, die als eine der letzten ihrer Art von einem Inhaber geführt wird↗ und wo Menschen so viel Freude an ihren Büchern und kleinen Geschenkideen haben, dass diese Ausstrahlung eine Atmosphäre schafft, in der ich mich als Kunde wohl fühle und gerne einkaufe.
All diese Menschen haben Spaß auf der Arbeit und wer keinen hat, kann ja mal schauen, was sie oder er von ihnen lernen kann. Ich bin mir sicher – Menschen, die Spaß auf der Arbeit haben, findet jeder. Aber vielleicht nicht dort, wo sie / er sie vermuten würde.
Vorschau
Auf der Zugfahrt zu meinem Patenkind kam ich mit einer Soziologin ins Gespräch, die Langzeitstudien mit Kindern macht, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm sind. Das Wort „behindert“ will mir nicht über die Lippen, denn so wie diese Kinder mit ihren körperlichen Einschränkungen umgehen, hinterließ bei mir die Frage, ob ich der tatsächlich „Behinderte“ bin – nämlich in der Wahrnehmung meines Umfeldes. Sie öffnete mir die Augen für eine Welt, in der es kein „Warum?“ gibt. Wie es sich in dieser Welt lebt, erfahren Sie am 25. November, hier auf meinem Blog.