Der Glückskeks lügt!


Eine schöne Tradition in chinesischen Restaurants ist es, dem Gast mit einem Glückskeks eine Lebensweisheit als guten Wunsch mit auf den Weg zu geben. Wie war ich erstaunt, als ich in meinem Keks die „Weisheit“ fand: „Liebe macht blind“. So ein Unsinn, dachte ich. Im Gegenteil: Liebe öffnet die Augen! Und warum in aller Welt enthält ein Glückskeks einen so frustrierenden Spruch? War dessen Bäcker vielleicht unglücklich verliebt?

Natürlich kenne ich den Spruch, dass Liebe blind macht. Doch meiner Meinung nach werden hier zwei Dinge miteinander vermischt, nämlich: Liebe und Verliebtheit. Verliebtheit ist die Phase mit der rosaroten Brille, auf Wolke sieben schwebend, die begehrte Person in den Himmel lobend. Der Hormonhaushalt spielt komplett verrückt und so manches, was „vorher“ undenkbar war, ja schlichtweg abgelehnt wurde, ist „jetzt“ cool und die anderen sind so spießig, weil sie mich an meine „alten“ Überzeugungen erinnern. Ja, in der Verliebtheit könnten manche Menschen gut und gerne eine gelbe Armbinde mit drei Punkten tragen, die sie als „verblendet“ ausweisen.

Liebe schaut genau hinWenn die Beziehung tragfähig ist, bestehen gute Chancen, sie aus der Phase der Verliebtheit in die Phase der Liebe weiterzuführen. Liebe existiert nicht unter Ausblendung der offensichtlichen Makel und Macken des anderen, sondern sie werden aktiv einbezogen. Der genaue Blick der Liebe auf Stärken und Schwächen des Anderen, wie durch ein Vergrößerungsglas, kann auch manchmal schmerzhaft sein. Für mich, den Betrachter und für mein Gegenüber, das sich nicht mehr hinter einer Maske verstecken kann. Schließlich kann eine Liebeserklärung pendeln zwischen „Und trotzdem liebe ich Dich!“ und „Genau deshalb liebe ich Dich!“

Denn alles, was man mit Liebe betrachtet, ist schön.

Vorschau

Die zweite große Gute-Tat-Saison des Jahres hat gestartet. Seit Aschermittwoch wird wieder gefastet: kein Alkohol (zumindest keine harten Sachen), keine Süßigkeiten (wenigstens keine Schokolade ab 10 Uhr morgens), kein Fleisch (Wurst ist ok) – dem (Selbst-) Betrug sind Tür und Tor geöffnet. Ich kenne das von mir selbst, doch jetzt faste ich „Lästern“. Eine Halbzeitbilanz lesen Sie am 3. März, hier auf meinem Blog.


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