Manche Menschen arbeiten sich ein Leben lang an ihrem inneren Perfektionisten ab. Für sie gilt es immer, 100 Prozent Leistung zu bringen, auch wenn dafür 150 Prozent Einsatz notwendig sind. Doch wie wäre es, wenn der Perfektionist umgeschult werden würde auf das Ziel „100-prozentige Lebensbalance“? Das Handwerkszeug dazu hat der Italiener Vilfredo Pareto Anfang letzten Jahrhunderts geliefert.
Menschen, in denen es einen großen Drang zur Perfektion gibt, arbeiten höchst präzise: auf den Millimeter genau hängen sie Bilder auf, auf den Pixel genau richten sie am Computer Präsentationen aus und die Wohnung ist erst dann sauber, wenn es keinen einzigen Fleck mehr an den Fenstern, Wänden oder auf dem Boden gibt.
Bedauerlicherweise muss diese Perfektion mit einem überhohen Maß an Einsatz bezahlt werden. Der so genannte Grenznutzen ist in der Regel bei 80 Prozent Zielerreichung gegeben. Diese 80 Prozent Ergebnis werden mit 20 Prozent des Einsatzes von Zeit oder Energie erzielt. Um 100 Prozent Ergebnis zu erreichen – also so wie das in der Regel ein Perfektionist will – müssen die restlichen 80 Prozent an Ressourcen eingesetzt werden. Das allerdings ist unökonomisch, sprich: der von einem Perfektionisten getriebene Mensch vergeudet einen Großteil seiner Energie für einen kleinen Teil vom Ziel.
Könnte er jedoch mit einem kleinen Teil seiner Energie den Großteil seines Ziels erreichen – was hätte sie/er dann noch alles für Möglichkeiten!
Mit einem inneren Perfektionisten lässt sich reden. Wie wäre es, ihr/ihm folgenden Auftrag zu geben: „Suche mir die perfekte Balance zwischen Einsatz und Ergebnis, also zwischen Input und Output.“ Damit hätte Mann, hätte Frau den Experten schlechthin für die Lebensbalance an der Seite. Denn wenn mit 20 Prozent der Energie 80 Prozent des Zieles erreicht sind, dann könnte der Perfektionist melden: „Hier ist die ideale Stelle, um aufzuhören. Alles Weitere wäre unperfekt!“
Wer seinen Perfektionisten so auf die 80/20-Regel umschult, den stört plötzlich auch nicht mehr die Staubfluse unter dem Vorhang, dass die Präsentation auf einer Folie eine andere Schriftgröße hat oder die Bilder an der Wand die Unregelmäßigkeiten des Altbaus widerspiegeln.
„Die Kunst der Weisheit besteht darin, zu wissen, was man übersehen muss.“
William James (1842 – 1910), amerikanischer Philosoph
Wenn Ihr innerer Perfektionist noch mehr Informationen benötigt, bevor er sich auf das neue Ziel einlässt, können Sie ihm mit dieser Kolumne das Ganze auch noch mal anhand von Beispielen mit präzisen Zahlen mit 31 Nachkommastellen illustrieren.